So, jetzt stehe ich vor der Frage, wie ich diesen Post schreibe. Ich habe
lange hin- und herüberlegt ... letztendlich habe ich heute die Entscheidung
getroffen, dass ich es machen will, wie ich die Posts eigentlich immer
schreibe. Ich setze mich an die Tastatur ohne Plan und Vorstellung, sage zu
Gott: "It's your turn!" und schreibe einfach los, immer gespannt, was
Er so aus meinen Gedanken macht. Und immer war ich selbst am meisten erstaunt,
wie sich die Gedanken auf einmal formten und zu Texten wurden, die manchmal
vielleicht sogar Sinn ergaben. 😊
Warum es mir dieses Mal schwerer fiel? Weil wir Sonntag vor einer Woche
ein Erlebnis hatten, das uns sehr berührt und erschüttert hat und ich nicht
wirklich weiß, in welchem Rahmen hier in diesem Blog dafür Raum sein kann ...
In unserer nächstgelegenen Kreisstadt kam es zu einem Amoklauf in einem
Krankenhaus, bei dem vier Menschen ums Leben kamen und fast 20 Personen
verletzt wurden. Und wir als Familie haben in diesem Zusammenhang Gott erlebt
und Seine Bewahrung erfahren.
Unser Zweiter hatte mit dem Fahrrad einen Sturz und musste ins
Krankenhaus für ein paar Tage. Und während des Amoklaufes waren er und ich im
Krankenhaus. Sowohl bei dem Sturz, als auch während des Amoklaufes hat Gott
ganz konkret eingegriffen und uns bewahrt, so dass unser Zweiter fast ohne
Beschwerden und Folgen das Krankenhaus wieder verlassen konnte und wir auch
während des Amoklaufes erlebt haben, wie Er uns geführt hat, so dass wir zu
keinem Zeitpunkt in Gefahr waren.
Eins der Wunder war für mich auch, in welcher Ruhe und Frieden unser
Zweiter und ich waren. Wir haben die Gesamtsituation zwar erst hinterher
wirklich begriffen, aber uns war bewusst, dass eine Frau mit einer Waffe im
Krankenhaus herumlief, dass im Nachbarhaus eine Explosion stattgefunden hatte
und rund um das Krankenhaus abgeriegelter Sperrbezirk geworden war. Und
trotzdem waren wir beide völlig entspannt und hatten in keinster Weise Angst.
Das war und ist erstaunlich für mich, aber ich weiß auch, dass diese Ruhe und
dieser Frieden nicht aus mir herauskamen. Wer mich kennt weiß, wie hysterisch
ich durchaus werden kann, wenn ich meine Kinder bedroht oder krank oder sonst
was weiß ...
Alles in allem hatte das ganze Erlebnis irgendwie etwas Unwirkliches für
uns. In den Zeitungen wurde die ersten Tage fast von nichts Anderem berichtet
und ich las die Artikel und konnte sie irgendwie nicht in einen Zusammenhang
bringen mit uns. Ich bin überzeugt davon, dass Gott da auch unsere Herzen und
Gefühle bewahrt hat.
Nach und nach hörten wir immer mehr, welche Personen verletzt worden sind
und welch wundersame Bewahrung auch da die einzelnen erleben durften. Ich will
Gott wirklich danken und die Ehre geben. Er hat sich an uns auf jeden Fall
verherrlicht an diesem tragischen Sonntag und wir wollen das nicht verschweigen
oder "kleinreden". Wir haben Bewahrung erlebt, wir haben gespürt, wie
er uns gedrängt bzw. zurückgehalten hat, um uns aus der Gefahrensituation
herauszuhalten. Und das ist - auch wenn es uns rückblickend immer noch unwirklich
erscheint - erlebte Tatsache.
Auf Fragen wie: "Und was ist mit den getöteten Personen? Warum hat
Gott das Kind der Amokläuferin nicht bewahrt?" kann ich auch nicht
antworten. Ich weiß es wirklich nicht, ich weiß nur, Gott ist souverän und Er
handelt. Wie und wann, darüber kann ich mir kein Urteil erlauben. Aber dass ich
keine Antwort darauf habe, darf mich doch nicht davon abhalten Zeugnis von dem
zu geben, was und wie ich persönlich Gott als Bewahrer erlebt und erfahren
habe.
Die Frage: "Warum greift Gott nicht ein?" ist ja eine ganz
grundsätzliche Frage, die uns Christen sehr häufig gestellt wird. Vorwurfsvolle
Aussagen wie z. B.: "Wenn es all das Leid nicht gäbe, könnte ich
vielleicht auch an Gott glauben. Aber wie soll es Gott geben, wenn es so viel
Schlimmes auf der Welt gibt? An einen Gott, der SO ETWAS zulässt, WILL ich
nicht glauben!" etc. etc.
Schon so mancher hat versucht, darauf eine Antwort zu geben. Ich bin da
sicherlich nicht die theologisch bewandertste Person, die sich in einer Antwort
versuchen sollte. Mir hilft in dieser Fragestellung nur immer ein Gedanke, den
ich gerne weitergeben will.
Gott ist ein Gott, der uns liebt und der unsere Liebe will! Er wünscht
sich nichts sehnlicher, als erwiderte Liebe von uns. Damit wir überhaupt in der
Lage sein können, selbst eine Entscheidung für Gott treffen zu können, müssen
wir uns in der entsprechenden Position dazu befinden, das heißt, wir müssen
Entscheidungsfreiheit haben. Und für mich ist Freiheit das Stichwort.
Gott gibt uns absolute Freiheit, denn nur in Freiheit können wir frei
entscheiden, ob wir ihn lieben wollen oder nicht. Das ist für Gott ganz schön
riskant würde ich mal sagen. In dieser Freiheit ist es uns natürlich auch
möglich, uns gegen Gott zu entscheiden. Und jeder einzelne von uns nimmt es
sich ja auch heraus, diese Entscheidung selbst zu treffen und auch selbst
treffen zu wollen.
Das heißt auch, Menschen entscheiden sich gegen Gott, gegen Seine Liebe,
gegen Seine Gebote, gegen Sein Eingreifen! Wir wollen Freiheit haben und uns
von niemanden bestimmen und Vorschriften machen lassen. Das war ja schon beim
Sündenfall das Lockmittel: "Sollte Gott gesagt haben, dass ...?"
Wenn wir nun in Anspruch nehmen wollen, eigenregiert, selbständig in
Entscheidungsfreiheit zu leben, warum sind wir dann nicht in der Lage, zu
akzeptieren, dass diese selbstgewählte Freiheit auch eine Kehrseite hat? Wir
haben ebenso die Freiheit, uns für das Ungute, das Perverse, das Hässliche zu
entscheiden und diese Freiheit hat jeder einzelne Mensch um uns herum. Leider!
Da würde ich mir auch oft wünschen, dem wäre nicht so.
Wenn Gott jetzt in jede "schlimme Situation", die durch
Menschen hervorgerufen wurde, eingreifen würde, würde er damit nicht die
Freiheit derjenigen massiv einschränken, die sich für das "Schlimme"
entschieden haben? Natürlich schreit es auch in mir auf: "Egal! Hauptsache
Er verhindert es!" Aber dann wäre er nicht mehr Gott, der uns die Freiheit
gegeben hat, weil Er unsere Liebe will und nicht unseren Befehlsgehorsam. Also
kann es nur die Entscheidung, entweder Freiheit, und die dann für alle, oder
Marionetten geben. Oder?
Ich weiß, ich begebe mich hier auf dünnes Eis und es redet sich
"leicht", wenn man nicht unmittelbar von "Schlimmen"
betroffen ist. Ich will da auch in keinster Weise leichtfertig mit
Unverständnis, Verletzungen, Ratlosigkeit gegenüber Gott umgehen. Und sicher
gibt es Situationen, die nicht in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Verhalten
einzelner Personen zusammenhängen. Aber insgesamt leben wir nun mal in einer
Welt, der Gott die Freiheit gegeben hat, und die sich - insgesamt gesehen -
wohl eher gegen Gott entschieden hat. In dieser "gefallenen"
Schöpfung passieren viele Dinge in ihrer Gesamtheit, unter denen auch wir
Einzelpersonen, die wir uns für Gott entschieden haben, mit zu leiden haben.
Ich habe selbst auch schon vor Gott gestanden und Ihn nicht verstanden,
als z. B. mein Vater vor ein paar Jahren so plötzlich verstorben ist oder als
wir unser Baby vor ein paar Jahren mitten in der Schwangerschaft ohne
erkennbaren Grund verloren haben. Jeder kennt diese Situationen, die uns an
Grenzen führen, die wehtun, die man nicht verstehen kann. Aber ich will und
kann nicht davon lassen, dass Gott es gut mit mir meint! Dass von Ihm nur Gutes
kommt! Dass Leid NICHT Sein Wille für uns ist. Dass Er mit mir weint und mich
trösten will!
Ja, ich habe die Freiheit, mich für oder gegen Gott zu entscheiden. Ich
bin sicher, es gibt kein dazwischen. Und manchmal, ganz ehrlich, finde ich den
Gedanken Marionette zu sein, gar nicht so abwegig. In den Momenten, in denen
mir die Freiheit eher schadet oder mir wehtut. Aber dafür gibt es dann die
vielen Momente, in denen ich erlebe, wie sehr mich erwiderte Liebe zu einem
Gott der die Liebe selbst ist, erfüllt und erhebt und mein ganzes Sein in einer
Art und Weise erfasst, die ich gar nicht erklären kann, dann weiß ich, dass ich
es nicht anders haben will.
Gott gab uns die Freiheit aus Liebe, die Entscheidung müssen wir treffen!
Soviel mal für heute, Ihr Lieben, seid gesegnet in aller Freiheit!
Ich hab Euch lieb und Jesus auch!
Eure Mommy