Jetzt denke ich schon wieder ein Weilchen
an einem Thema herum, dem ich mich als Mutter von fünf Söhnen nicht entziehen
kann.
Während meiner Jugend, die wie meine Söhne
finden schon Eeeeeewigkeiten zurück liegen muss, war ich dazu angehalten in der
Schule zuerst mal Deutsch und dann noch Englisch als Fremdsprache zu lernen.
Ich rede gerne viel, ich liebe es zu
schreiben, ich finde es toll, in fremden Sprachen kommunizieren zu können ...
aber all dies erfordert in der Regel ein gewisses Maß an grammatikalischem
Verständnis. Und das fehlt mir schlicht und ergreifend.
Schon in der deutschen Grammatik war ich
in der Schule rettungslos verloren: Subjekt, Objekt, Präsens, Perfekt,
Plusquamperfekt ... es konnte und kann mir nicht spanischer vorkommen.
Dummerweise braucht es, um eine Fremdsprache gewissenhaft zu lernen, wiederum
ein Minimum an Verständnis für die eigene Grammatik!
So kämpfte ich mich also in den folgenden
Jahren durch Deutsch, Englisch, Neugriechisch (was ich aus persönlichen Gründen
unbedingt lernen wollte) und nicht zu guter Letzt durch Alemannisch. Wobei mir
die letztgenannte Sprache sehr entgegenkommt, wurde ich da noch nie kleinlich
zur Einhaltung grammikalischer Richtwerte angehalten.
Für alle, denen sich jetzt die Frage
stellt: Alemannisch? Ist das nicht Deutsch? Sind wir nicht alle Alemannen ...
zumindest teilweise im Ausland? Dem sei erklärt: Alemannen sind die hiesigen
"Einheimischen", also in unserer kleinen aber feinen Region am
südwestlichen Rande Deutschlands. Und der hiesige Dialekt ist - richtig geraten
- folglich Alemannisch. Eine Mischung aus Deutsch, Französisch und
Schweizerdeutsch. Wobei die Feinheiten der Aussprache von Ort zu Ort
differieren können.
Nachdem ich mich also durch meine
Schuljahre quälte, Neugriechisch mehr schlecht als recht lernte und mich mit
dem hiesigen Sprachgebrauch arrangiert hatte, dachte ich mit gutem Recht, meine
Lehrjahre in Sachen Sprache lägen hinter mir.
Hahaaaaa ... falsch gedacht!
Hatte ich erwähnt, dass ich fünf Söhne
habe? Drei von ihnen sind mittendrin bzw. auf direktem Wege in die Pubertät.
Und auf einmal merke ich, mein Sprachvermögen wird erneut herausgefordert!!!
Im Sommer saß mein Großer
faulenzenderweise im Garten im Baumhaus und ließ Füße und Seele baumeln,
nachdem er am Tag bzw. Abend vorher seinen Geburtstag ausgiebig mit Freunden in
ebendiesem Baumhaus gefeiert hatte.
Von der Terrassentür aus rief ich ihm zu:
"Na? Ruhst Du Dich ein bisschen aus?" Mein Großer: "Was?"
Ich: "Ich hab' gefragt, ob Du Dich ein bisschen ausruhst?" Mein
Großer: "Waaas?" Ich nun etwas entnervt und ein bisschen lauter:
"Ich hab' gefragt, was Du machst???" Mein Großer: "Ich chille!"
Darauf wiederum ich: "Was???" Mein Großer: "Ich
CHIIIILLLLE!" Ich mehr zu mir selbst: "Hääh???" Woraufhin mir
mein Kleiner, damals Fünfjähriger, zur Hilfe eilt: "Na Mama, er hängt
einfach ab!"
Ooookaaay! Da wurde mir klar, hier täte
mal wieder ein Sprachstudium gut! Ich erinnerte mich, dass ich es total uncool
fand, wenn meine Mutter mit meinem Sprachgebrauch wie "cool",
"voll g...", "echt ätzend" usw. nicht wirklich etwas
anfangen konnte. Dass die Rollen jetzt so vertauscht werden, das fuchst mich
dann doch. 😆
Also öffnete ich fortan meine
Lauscherchen, um mich der Sache etwas anzunähern. Aber unsere Jungs sind ja
nicht von gestern, die wissen meistens ganz genau, wie und was sie zu Hause
"äußern" können. Brauchen sie doch auch ihre eigene Sprache, um sich
von uns Eltern zu distanzieren. Und wahrscheinlich ist wirklich nichts
peinlicher als eine Mutter, die vor den Freunden der Söhne anfängt "neudeutsch"
zu schwadronieren. Vor allem, wenn sich ihr die Sprache noch nicht voll und
ganz erschlossen hat.
Aber immerhin schlummert doch in mir der
Wunsch, meine Söhne zumindest zu verstehen, so ich denn des sprechens selbst
nicht in der Lage bin. Und hie und da erlaube ich mir eine kleine
Ausdrucksweise, von der ich hoffe, dass sie der Situation angemessen ist.
Und da tun sich dann bisweilen doch große
Abgründe auf, wie ich letztens feststellen musste. Wir saßen in netter Runde
bei meiner lieben patchworkenden Freundin beim Geburtstagskaffee zusammen.
Plötzlich musste ich mir den Vorwurf von
meiner Freundin machen lassen, ich würde sie "dissen"! Oh Schreck,
wie ist mir das nur passiert??? Ich hatte dieses Wort schon gehört, es aber bis
dato vage mit "jemanden gezielt hochnehmen bzw. ärgern" in Zusammenhang
gebracht. Und nichts liegt mir doch ferner als DAS!
Also diskutierten wir ein Weilchen über
die Bedeutung des Wortes: "dissen"! Ich fand, dass es einen negativen
leicht böswilligen Touch hat, meine Freundin meinte damit auch ein spaßhaftes
Hochnehmen.
Naja, immerhin wurden wir uns einig, dass
es ein Verb ist. Also etwas, was man tut, man könnte auch "Tunwort"
sagen. Fragmentarisch ist doch ein bisschen grammatikalisches Grundverständnis
vorhanden!!! Okay, ich gebe zu, was ich weiß, eigne ich mir aus den Unterlagen
meiner jeweiligen Grundschüler wieder an! *hohohohohohooooo* 🤦
Da ich es genau wissen wollte, wandte ich
mich natürlich an meine hauseigenen Sachverständigen: "Jungs, was genau
ist mit 'dissen' gemeint?" Die Antworten gaben im ungefähren die Meinungen
meiner Freundin und mir wieder, umfassten also doch beides und letztendlich
klärte mich mein Großer noch darüber auf, dass man dissen auch ungewollt könne.
Das heißt, man will eigentlich gar nicht dissen, aber der andere würde es so
verstehen und dann hätte man halt trotzdem gedisst. Na, das ist ja mal doll,
mit anderen Worten kann man dissen einfach überall und immer, ob man das will
oder nicht.
Immerhin klärte er mich nicht
grammatikalisch darüber auf, dass "dissen" - flektierbar wie es ist -
zu den konjungierbaren Wortarten gehört. Dann hätte ich nämlich im Deutschen
Grammatik-Lexikon nachschlagen müssen, um zu erfahren, dass damit gemeint ist:
ich disse, ich disste, ich habe gedisst oder in meiner Lieblingsform der
vollendeten Zukunft: ich werde gedisst haben ...
Korrigiert mich, wenn ich grammatikalisch
mal wieder daneben gegriffen habe, aber bitte ohne mich zu dissen ... und denkt
daran, es kommt darauf an, wie es bei mir ankommt!!! 🤔
Zukünftig werde ich für mich versuchen,
"dissen" zu meiden, ich will's mir ja nich mit allen verscherzen!
Da werde ich mich doch lieber an eine noch
ältere Regel halten:
Psalm 39,2
"Ich habe mir vorgenommen: Ich
will mich hüten, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge."
Im Klartext würde das für mich bedeuten,
erst denken und prüfen, dann reden bzw. schreiben!
Und in Zukunft muss ich mich meinen
Sprachstudien doch noch etwas genauer hingeben, damit ich nicht weiterhin
unwissenderweise "disse", dabei aber völlig "gechillt" bin
und gar nicht merke, dass ich mich zum "Vollpfosten" mache.
Seid gesegnet und völlig gechillt in
Seiner Gegenwart!
Ich hab Euch lieb und Jesus auch!
Eure Mommy