So, irgendwie ist mir der Sommer verloren gegangen in den letzten Tagen.
Temperatursturz, regnerisch, kühl ... *brrrrr*!
Hatte ich erwähnt, dass ich den Sommer bevorzuge? Hatte ich es nicht? Und
jetzt das! Ich merke, wie mit der Temperatur auch meine Laune zu sinken
anfängt, mein Geduldspegel rapide abnimmt, mein inneres Barometer sich auf den
Gefrierpunkt einpendelt. Klar, am Ende des Schuljahres kommt auch ein gewisses
"Jetzt reichts dann mal!" dazu. Wir haben die Wochen nach Pfingsten -
wie ja schon erwähnt - eigentlich richtig gut erlebt, der Stress fing die
letzten Wochen an. Überall Termine, jeder Sohn eine Vereinsfeier, fast jeder
Sohn ein Schulfest, dazwischen die Geburtstage, verschiedene Gemeindetermine
und und und ...
Die Kinder sind auch dauergereizt, ferienreif eben. Das kommt zu der
pubertären Grundhaltung noch hinzu. Ständig bin ich am Streite schlichten und
sie "anpredigen", was mich selbst wohl am meisten nervt. Wie gut könnte
ich ohne das auskommen!
Und trotzdem glaube ich, meine Laune wäre besser, wenn es sonnig und warm
wäre. Wenn der nahende Urlaub mehr in der Luft liegen würde. Oder?
Irgendwie wird mir dann klar, dass das alles, was mich vordergründig so
anstrengt und Kraft kostet ... eben nur vordergründig ist. Vor mir selbst muss
ich zugeben, dass nicht die ganze Action mich stresst, sondern inwendig mal
wieder eine Krise ausgebrochen ist.
Schon einige Zeit schleppe ich zwei tiefe persönliche Fragen mit mir
herum, immer wieder schaffen sie es, an die Oberfläche zu kommen und mir alle
Kraft zu rauben. Es sind zwei ganz spezielle Fragen ... bis heute habe ich von
Gott keine Antwort bekommen, zumindest keine, die ich hätte verstehen können
... oder wollen? Wochen-, monatelang ruhen sie wieder, die Fragen, liegen
irgendwo verborgen in meinem Herzen. Dann ... plötzlich ein Auslöser ... und
sie fangen wieder an zu bohren.
Warum ist das so? Warum werde ich diese Last nicht los? Mein Bester
meinte, ich würde sie vielleicht nicht loslassen! Das Gefühl habe ich nicht, zu
sehr leide ich darunter und habe auch in Gebeten versucht, damit umzugehen. Mit
vielen - fein formulierten und wohlklingenden - Worten um Lösungen gefleht.
Ich merke, da ist eine Tür bei Gott, die Er nicht schließen oder öffnen
will, zumindest kommt es mir so vor. Ich fühle mich alleingelassen damit, so
als ob ich selbst verantwortlich dafür bin. Ist es dann doch so, dass ich mich
selbst am Schopf aus dem Morast ziehen muss? Ein Kampf, der nicht gewonnen
werden kann, das spüre ich. Mir gelingt es bestenfalls, die Fragen wieder
runterzudrücken, mit meinem kreativen Ordnungsverhalten sie in kleine Kästchen
zu packen und in hinterste Herzenskammern zu entsorgen. Frieden habe ich keinen
darüber!
Wie also kriege ich Frieden darüber???
In Johannes 14,27 lese ich:
"Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht
gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich
nicht."
Ich kenne diese Stelle und wenn ich Frieden habe, dann ist sie mir auch sehr
klar und einsichtig. Aber wenn nicht, dann frage ich mich, wie kriege ich
diesen Frieden, den Jesus mir lässt?
Vielleicht muss ich da mehr auf den Vers davor achten:
Johannes 14,26
"Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird
in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich
euch gesagt habe."
Und wenn ich nichts mehr aus eigener Kraft vollbringen kann, bleibt mir
nichts anderes, als mich daran festzuhalten. Der Heilige Geist wird mich alles
lehren und mich an alles erinnern, was Jesus mir zugesprochen hat, eben auch,
dass ich Seinen Frieden haben darf.
Wenn dann die Fragen mit ihren Schmerzen wieder hochkommen, dann darf ich
mit Jesaja 53,4 daran festhalten:
"Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre
Schmerzen."
Und wenn ich weiterlese:
Jesaja 54,10
"Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber
meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht
hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer."
Whohooo, große Worte! Wie schaffe ich es, diese Worte in Krisenzeiten
ganz tief in mein Herz fallen zu lassen? Nicht aus eigener Kraft, das habe ich
schon gemerkt. Wie war das, mit dem Beistand, dem Tröster, der mir helfen wird?
Allerdings wird Er das auch nur, wenn ich Ihn lasse! Wenn ich meinen wirklichen
Frust und auch meine Fragen nicht selbst in meine Herzenskammern versorge und
versuche, alleine damit fertig zu werden.
Vor einigen Jahren las ich in einem Buch, von einem meiner
Lieblingsautoren, einen Abschnitt, der mich ganz tief angerührt hat. Er
beschreibt darin, wie er seinem kleinen Sohn etwas verbieten musste. Dieser
zornentbrannt in sein Arbeitszimmer gerannt kam, ihn anschrie, auf ihn
eintrommelte, weinte, schimpfte, den ganzen Frust raus lies und dann völlig
erschöpft in den Armen seines Vaters einschlief.
Der Autor beschreibt, wie er da einen Blick darauf bekam, dass es Gott
sich mit uns auch so wünscht: Dass wir ehrlich zu Ihm kommen, Ihm unseren Frust
hinbringen, alles rauslassen, heulen, schreien, toben, klagen und dann
letztendlich in Seinen Armen zur Ruhe kommen. Nur in Seinen Armen Frieden
finden, auch wenn das Verbot an sich nicht aufgehoben wurde.
Das hat mir eigentlich die Augen dafür geöffnet, für das Vaterherz
Gottes. Er will uns ganz, mit allen unseren Emotionen und Gefühlen. Er will
nicht nur ein paar bestimmte Zeiten mit uns, in denen wir gefasst und auf
Anbetung eingestellt sind, Ihm unsere schönsten Worte darlegend. Nein, Er will
uns so, wie wir sind und wie wir uns fühlen. Das ganze Paket sozusagen. Er
leidet viel mehr darunter, wenn wir uns in Krisenzeiten zurückziehen, uns aus
Seiner Nähe entfernen, keine Worte mehr für Ihn haben.
Also darf ich mit meinem Frust und meiner Bitterkeit über die offenen
Fragen zu Ihm kommen, darf Ihn anschreien, klagen, heulen, frustriert sein,
Vorwürfe machen, ganz ehrlich zeigen, wie es in mir aussieht - Er weiß es ja eh
schon! Er will nicht nur die emotional frisch gebadete Mommy, die sich sehen
lassen kann und mit allem im Reinen ist. Er will das kleine schreiende mit dem
Fuß aufstampfende Mädchen in den Arm nehmen, das ihre Welt nicht mehr versteht.
Und wenn ich dann alles bei Ihm losgeworden bin, darf ich, in Seinen
Frieden gehüllt, Frieden empfangen!!!
Also, was hält mich eigentlich noch? Heiliger Geist, ich hab Dir da mal
was zu sagen ... !!!
Seid gesegnet und Frieden in Seinen Armen findend ihr Lieben!
Ich hab Euch lieb und Jesus auch!
Eure Mommy