Wir haben ein neues Spiel entdeckt ...
naja gut, wiederentdeckt. Schon seit Jahren hat es ein eher beschaulich ruhiges
Leben im Spieleschrank gefristet, aber unsere beiden Jüngsten haben es wieder
hervorgekramt.
Seit dem letzten Wochenende liegt es jetzt
in Griffnähe, damit wir immer gleich loslegen können.
Auf kleinster Fläche spielt sich hier also
ein ganzes Leben ab. Das Spiel des Lebens eben! Unsere beiden Jüngsten wussten
auch genau, welchen Weg sie einschlagen würden, als es gleich zu Beginn um die
Wahl "Karierre-Start" oder "Universität-Start" ging. Da das
Regelheft schon lange abhanden gekommen waren, hatten sie sich so ihr eigenes
System erdacht. Ob Karriere oder Uni, ganz egal, ziehen darfst Du Alles, auch
wenn ein Diplom nötig wäre. Aber da sie fanden, der Weg über Uni ist länger,
wurde eh dieser gewählt. Dass man dazu erstmal Geld von der Bank hätte leihen
müssen, fand sich in den Hausregeln unserer Beiden nicht.
Folglich marschierten wir alle einträchtig
ohne Schulden zu machen unseren Universitätsweg entlang, um dann durchaus auch
Polizist oder Reiseleiter zu sein. Hey, ganz wie im richtigen Leben, heute ist
einfach alles möglich, oder nicht? War nicht immer so, wenn ich mich recht
entsinne an "meine" Zeit - die ungefähr ein/zwei Jährchen zurück
liegt!
Also gut, einträchtig hielten wir noch
gemeinsam vor dem großen Stoppschild an: Jetzt ging es also los! Der
"Run" auf die besten Gehaltskarten ging los, der Job war eigentlich
nebensächlich. Egal ob Polizist, Lehrer oder Reiseleiter, Hauptsache man zog
das Kärtchen mit dem versprochenen Mindestlohn von 120.000 "Geld". Da
fällt mir auf, ich weiß gar nicht, wie das heißt beim SdL. ???
Ich habe mich mit einem "Gehalt"
in Höhe von 50.000 Geld begnügen müssen. Selbstredend hatten alle anderen
höhrer Saläre. Und fragt mich nicht wie, aber irgendwie habe ich es auch
zielstrebig hinbekommen, immer die kleinsten Zahlen zu drehen am Drehrad des
Lebens und zog schnell - nachdem dann alle noch beim Stoppschild für den
Häuserkauf angehalten hatten - einsam weit ab meine Runden.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, das Spiel
des Lebens geht an mir vorbei!
Kennt Ihr dieses Gefühl, wenn einem so ein
Gefühl überkommt, man hätte diese Situation oder diesen Ort schon einmal
gesehen, obwohl man weiß, man hat nicht? Ein Deja vu nennt man es auch. Was
sich doch irgendwie gewichtig anhört: "Ich hatte ein Deja vüüüü!"
Hui! Kriegt man doch fast ne Gänsehaut ...
Wenn man sich dann durch Google-Übersetzer
ein bisschen "schlau" macht, kann man schnell erfahren, das
"deja vu" einfach "bereits gesehen" heißt. Fand ich lustig,
hatte ich mir nämlich vorher noch nie Gedanken drüber gemacht.
Also gut, wenn ich also so an mein Spiel
des Lebens vom letzten Wochenende dachte, überkam mich so ein
"Deja-vu-Gefühl" Alle zogen eifrig an mir vorbei, voller Stolz traffen
fast alle mehrfach genau den Punkt "Zahltag", was nach ihren Regeln
bedeutete, sie bekamen die Zahlung doppelt! Und ich hatte schon Mühe überhaupt
voran zu kommen, geschweige denn, einen doppelten Zahltag zu erleben. Voller
Freude "bekamen" meine Jungs Nachwuchs und setzten die entsprechenden
Männchen in ihre Autos. Unser Vierter konnte sich nicht verkneifen, unseren
Jüngsten darauf aufmerksam zu machen, dass er - wenn wir denn im Spiel des
Lebens wohnen würden - leider keinen Platz mehr in unserem Auto hätte. Außerdem
wies er meinen Besten und mich darauf hin, dass es doch irgendwie komisch wäre,
dass wir für das Spiel jeweils einen anderen Partner gewählt hätten. Naja, wir
versprachen ihm, diese "Ehen" würden wir sofort nach dem Spiel wieder
annulieren lassen.
Voller Stolz legten meine Mitspieler
schlechter bezahlte Jobs ab, um neuere und bessere zu erhalten ... das Schild
"Tausche mit einem Mitspieler" wurde kurzerhand umgeregelt in:
"Wähle aus drei gezogenen Gehaltskarten die Beste aus!", damit auch
unser Jüngster durchhalten konnte bis zum Schluss, ohne in Tränen auszubrechen.
Sie freuten sich, jubelten und gingen ihren Weg. Eifrig wechselten Geldscheine
ihre Besitzer, zwischendurch einander vergleichend, wer denn nun mehr Kinder,
mehr Haus, mehr Geld hätte.
Immer wieder warfen meine beiden Jüngsten
mir einen mitleidigen Blick zu, betrachteten mein winziges Häufchen
"Bares" und versuchten mir aufmunternde Worte zuzusprechen wie z. B.:
"Soooo wenig ist das doch gar nicht!" oder so weise "Jeder kommt
mal an beim Spiel des Lebens." oder auch eigenartig herausfordernd
"Ich hab dich trotzdem lieb!" ??? War ich etwa in der Gefahr, ob
meiner Unfähigkeit mein Spiel des Lebens erfolgreich zu bestreiten, auch ihrer
Liebe verlustig zu gehen? Naja, ich glaube nicht wirklich!
Nur mein Bester grinste triumphierend vor
sich hin, niemals einen Zahltag übersehend und schon gar nicht rücksichtnehmend
auf mich. Fragt mich nicht, wie er es geschafft hat, aber bestimmt bei jeder
zweiten oder dritten Drehung des Rades kam er wieder genau auf Zahltag und
raffte seine doppelt ausgezahlten Scheinchen an sich. *grrrr*
Hatte ich schon mal von dem Spielverhalten
meines Besten und mir erzählt?
Muss ich jetzt einfach kurz einflechten,
weil's so gut zum Thema passt! Mein Bester und ich haben das Miteinanderspielen
erst mühsam lernen müssen! Ganz ehrlich, ich gestehe es, wir können beide nicht
verlieren. Konnten wir noch nie und ob Ihr es glaubt oder nicht, ein
Spieleabend kurz vor unserer Hochzeit hätte fast zur Absage derselbigen geführt.
Der Hauskreis in den ich damals ging,
hatte unser Spielunvermögen mitbekommen und in dem Bestreben, uns etwas
"Gutes" zu tun, schenkten sie uns ein Spiel aus einer christlichen
Buchhandlung. Verzeiht mir, sollten die Urheber, Erfinder oder was auch immer
dieser Gattung Spiele hier zufällig mitlesen ... meinem Besten und mir hat es
sich leider nicht erschlossen, die positiven Eigenarten dieses Spieles zu
ergreifen, geschweige denn umzusetzen. Und auch meinem Hauskreis machen wir
keinerlei Vorwürfe, ich glaube, sie kannten das Spiel auch nicht, und hatten
sich nur von der "kooperativen Verpackung" täuschen lassen!
Das ganze nannte sich eben so: "Ein
kooperatives Spiel über die ersten Christen"! Das war sozusagen der
Untertitel, der Titel selbst war: "Unterwegs mit Paulus". Hört sich
doch erstmal gar nicht so schlecht an, nicht wahr?
Wohoooo, Ihr Lieben, ich kann mich nicht
erinnern, ob wir uns jemals mehr gestritten haben als bei diesem Spiel!!!
Wahrscheinlich waren wir zwei nur nicht in der Lage, die tiefgeistliche
Dimension dieses Spieles zu ergreifen - zum damaligen Zeitpunkt - aber ich
konnte es einfach nicht verwinden, dass mein Bester ständig als Apostel
sämtliche Orte für sich einnahm und missionierte, während es mir vorbehalten
blieb, den Märtyrertod zu sterben!!! Ist doch aber auch frustrierend ...
*grummelbrummel*
Na und überhaupt, mein Bester hat einfach
so ein Händchen fürs Spielen. Ich habe wirklich nur in wenigen Spielen - in der
Regel müssen das Glücksspiele sein, damit ich auch mal Glück habe - die
Möglichkeit, zu gewinnen. Strategiespiele? Unmöglich! Nur bei meinem großen
Bruder kam er an seine Grenzen. Ich erinnere mich nur zu gut an ein Wochenende
- noch bevor wir Kinder hatten - an dem mein großer Bruder und seine Frau uns
besuchten! Wohlwissend, dass sowohl wir zwei und auch meine Schwägerin und mein
Bruder nicht gerne verlieren, wagten wir es doch, zusammen Malefiz zu spielen!
Kennt Ihr diesen Spielklassiker? Bei dem man so weiße Spielsteinchen hat, die
man den anderen immer wieder vor die Nase setzt?
Achja, unsere frühen Jahre, bin ich
versucht zu sagen! Doch, doch, Ihr Lieben, wir haben es gelernt zu spielen. Wir
sind älter und weiser geworden, aber ganz bestimmt! Jahrelanges Training in
unseren Urlaubszeiten, zu denen - seit wir Kinder haben - immer meine Eltern
mitkamen, haben uns bei nächtelangen Rommé-Wettkämpfen gelehrt, mit dem
Verlieren umzugehen. Mein Bester und mein Vater waren starke Gegner, da mussten
meine Mutter und ich so manche Herausforderung meistern. Aber das Schöne war
und ist immer gewesen, uns trägt eine Liebe zueinander, die das auch aushalten
kann.
Mittlerweile kreigen wir das mit dem
Spielen - meistens - ganz gut hin!
Zurück zum Spiel des Lebens. Mich überkam
beim Spielen so der Gedanke, dass es doch oft so scheint im Leben. Man hat das
Gefühl, die anderen ziehen an einem vorbei und man schafft es einfach nicht,
den Anschluss zu finden. Alle wirken so erfolgreich und scheinen alles im Griff
zu haben. Und man selbst dreht höchstens mal eine Drei und müht und ackert sich
über die einzelnen Felder des Lebens.
Interessanterweise, ist mir dabei dann aufgefallen,
je mehr ich vertieft darauf geschaut habe, wo die anderen sind, welche Felder
sie treffen, wie groß ihr Geldhaufen ist und wie schnell sie vorankommen, desto
häufiger habe ich vor lauter auf sie schauen meine eigenen "Zahltage"
übersehen. Ich war ständig auf die anderen fixiert, anstatt auf das zu achten,
was ich hatte oder wann ich dran war.
Letztes Wochenende hatten wir
Leiterschaftsschulung in unserer Gemeinde und das Thema war unter anderem, um
es mit kurzen Worten zu sagen: Martha und Maria. Ihr Bibelkundigen kennt die
Gechichte aus der Bibel, in der Martha Jesus herausfordern will, ihre augenscheinlich faule Schwester aufzufordern, ihr - der fleißig ackernden Martha
- zu helfen. Jesus hat sie da - in absoluter Liebe - darauf hingewiesen, dass
es nicht um das ackern geht, sondern darum, zuerst zu Ihm zu kommen und von Ihm
zu hören. Martha sollte also auch nicht auf Maria schauen und darüber
lammentieren, dass es ihr viel schlechter als ihr ging, weil sie nicht die
"Freiheit" hatte, nichts zu tun. Sondern sie sollte auf Ihn schauen
und darauf, was Er für sie parat hatte. Nachzulesen in Lukas 10,38 ff.
Manchmal sind wir so damit beschäftigt,
die anderen um uns herum zu beobachten und aufzupassen, ob uns jemand einen
Schritt voraus ist. Ob sie besser "dastehen" und angesehener sind als
wir, dass wir ganz vergessen, auf das Gute in unserem Leben zu achten. Das gibt
dann so einen ungesunden Kreislauf. Wenn wir nicht mehr dankbar sind, für das,
was wir haben, für das Wunderbare, das Gott in uns hineingelegt und für uns
vorbereitet hat, dann werden wir immer leichter in der Gefahr stehen, verbissen
nur noch unsere Runden zu drehen und mit verkniffenen Mundwinkeln missbilligend
auf unsere "Gegner" zu achten. Da will ich doch lieber das Gute wählen
wie Maria und mich zu den Füßen Jesu niederlassen, um auf Ihn zu hören.
Tja und weil ich ja lernfähig bin, ließ
ich mich bei meinen einsamen Runden dann plötzlich gar nicht mehr stören. Ich
freute mich mit meinem Jüngsten, der fleißig voranzog und sich von seinem
Bruder und Vater nicht abhängen ließ und immer gerade so den Anschluß hielt.
Ich ließ mein kleines Häufchen Geld Geld sein und durfte, nachdem die anderen
drei alle laut jubelnd die Ziellinie überfahren hatten einige Male an der
Scheibe drehen, bis ich es denn doch noch endlich ins Ziel schaffte!
Und dann geschah eigentlich das
Unglaubliche! *ggg* Während mein Vierter und mein Bester ehrgeizig und
zielstrebig bei jeder großen Zahl jubelten und johlten und sich des Sieges
immer gewisser wurden, machte sich mein langsames Vorwärtskommen bezahlt. Ohne
es zu realisieren hatte ich, durch mein häufiges Anhalten, ein ganz
ansehnliches Häufchen "Lebensstil-Kärtchen" angesammelt. Und die darf
man doch erst am Ende ansehen. Und was soll ich sagen? Diese kleinen
unscheinbaren Kärtchen katapultierten mich doch tatsächlich an den zweiten
Platz hinter meinem Jüngsten als Ersten!!! Mein Bester und Vierter mussten sich
plötzlich mit den Plätzen Drei und Vier begnügen.
Womit sich auch mal wieder eine biblische
Wahrheit bewiesen hätte, siehe Lukas 13,30:
"Und siehe, es sind
Letzte, die werden die Ersten sein, und sind
Erste, die werden die Letzten sein."
Unbemerkt von mir, hatte sich mein kleines
Schätzlein angesammelt und dieses "Bild" will ich mir auch für mein
Leben immer mehr zu Herzen nehmen. Ich will, um es mit einem weiteren Wort der
Bibel zu sagen, meinen Schatz im Himmel sammeln und nicht auf die Schätze der
anderen achten. Und mir vor allem entspannt die Zeit nehmen, zu den Füßen
meines Herrn zu sitzen, um auf Ihn zu hören!
Soviel mal für heute, seid, während Ihr
Eure Runden zieht, gesegnet von dem Einen, der Euer Leben überhaupt erst ins
Spiel gebracht hat!
Ich hab Euch lieb und Jesus auch!
Eure Mommy