Weihnachten

Samstag, 9. Februar 2013

Spiel des Lebens!


Wir haben ein neues Spiel entdeckt ... naja gut, wiederentdeckt. Schon seit Jahren hat es ein eher beschaulich ruhiges Leben im Spieleschrank gefristet, aber unsere beiden Jüngsten haben es wieder hervorgekramt.



Seit dem letzten Wochenende liegt es jetzt in Griffnähe, damit wir immer gleich loslegen können.

Auf kleinster Fläche spielt sich hier also ein ganzes Leben ab. Das Spiel des Lebens eben! Unsere beiden Jüngsten wussten auch genau, welchen Weg sie einschlagen würden, als es gleich zu Beginn um die Wahl "Karierre-Start" oder "Universität-Start" ging. Da das Regelheft schon lange abhanden gekommen waren, hatten sie sich so ihr eigenes System erdacht. Ob Karriere oder Uni, ganz egal, ziehen darfst Du Alles, auch wenn ein Diplom nötig wäre. Aber da sie fanden, der Weg über Uni ist länger, wurde eh dieser gewählt. Dass man dazu erstmal Geld von der Bank hätte leihen müssen, fand sich in den Hausregeln unserer Beiden nicht.

Folglich marschierten wir alle einträchtig ohne Schulden zu machen unseren Universitätsweg entlang, um dann durchaus auch Polizist oder Reiseleiter zu sein. Hey, ganz wie im richtigen Leben, heute ist einfach alles möglich, oder nicht? War nicht immer so, wenn ich mich recht entsinne an "meine" Zeit - die ungefähr ein/zwei Jährchen zurück liegt!

Also gut, einträchtig hielten wir noch gemeinsam vor dem großen Stoppschild an: Jetzt ging es also los! Der "Run" auf die besten Gehaltskarten ging los, der Job war eigentlich nebensächlich. Egal ob Polizist, Lehrer oder Reiseleiter, Hauptsache man zog das Kärtchen mit dem versprochenen Mindestlohn von 120.000 "Geld". Da fällt mir auf, ich weiß gar nicht, wie das heißt beim SdL. ???

Ich habe mich mit einem "Gehalt" in Höhe von 50.000 Geld begnügen müssen. Selbstredend hatten alle anderen höhrer Saläre. Und fragt mich nicht wie, aber irgendwie habe ich es auch zielstrebig hinbekommen, immer die kleinsten Zahlen zu drehen am Drehrad des Lebens und zog schnell - nachdem dann alle noch beim Stoppschild für den Häuserkauf angehalten hatten - einsam weit ab meine Runden.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, das Spiel des Lebens geht an mir vorbei!

Kennt Ihr dieses Gefühl, wenn einem so ein Gefühl überkommt, man hätte diese Situation oder diesen Ort schon einmal gesehen, obwohl man weiß, man hat nicht? Ein Deja vu nennt man es auch. Was sich doch irgendwie gewichtig anhört: "Ich hatte ein Deja vüüüü!" Hui! Kriegt man doch fast ne Gänsehaut ...

Wenn man sich dann durch Google-Übersetzer ein bisschen "schlau" macht, kann man schnell erfahren, das "deja vu" einfach "bereits gesehen" heißt. Fand ich lustig, hatte ich mir nämlich vorher noch nie Gedanken drüber gemacht.

Also gut, wenn ich also so an mein Spiel des Lebens vom letzten Wochenende dachte, überkam mich so ein "Deja-vu-Gefühl" Alle zogen eifrig an mir vorbei, voller Stolz traffen fast alle mehrfach genau den Punkt "Zahltag", was nach ihren Regeln bedeutete, sie bekamen die Zahlung doppelt! Und ich hatte schon Mühe überhaupt voran zu kommen, geschweige denn, einen doppelten Zahltag zu erleben. Voller Freude "bekamen" meine Jungs Nachwuchs und setzten die entsprechenden Männchen in ihre Autos. Unser Vierter konnte sich nicht verkneifen, unseren Jüngsten darauf aufmerksam zu machen, dass er - wenn wir denn im Spiel des Lebens wohnen würden - leider keinen Platz mehr in unserem Auto hätte. Außerdem wies er meinen Besten und mich darauf hin, dass es doch irgendwie komisch wäre, dass wir für das Spiel jeweils einen anderen Partner gewählt hätten. Naja, wir versprachen ihm, diese "Ehen" würden wir sofort nach dem Spiel wieder annulieren lassen.

Voller Stolz legten meine Mitspieler schlechter bezahlte Jobs ab, um neuere und bessere zu erhalten ... das Schild "Tausche mit einem Mitspieler" wurde kurzerhand umgeregelt in: "Wähle aus drei gezogenen Gehaltskarten die Beste aus!", damit auch unser Jüngster durchhalten konnte bis zum Schluss, ohne in Tränen auszubrechen. Sie freuten sich, jubelten und gingen ihren Weg. Eifrig wechselten Geldscheine ihre Besitzer, zwischendurch einander vergleichend, wer denn nun mehr Kinder, mehr Haus, mehr Geld hätte. 

Immer wieder warfen meine beiden Jüngsten mir einen mitleidigen Blick zu, betrachteten mein winziges Häufchen "Bares" und versuchten mir aufmunternde Worte zuzusprechen wie z. B.: "Soooo wenig ist das doch gar nicht!" oder so weise "Jeder kommt mal an beim Spiel des Lebens." oder auch eigenartig herausfordernd "Ich hab dich trotzdem lieb!" ??? War ich etwa in der Gefahr, ob meiner Unfähigkeit mein Spiel des Lebens erfolgreich zu bestreiten, auch ihrer Liebe verlustig zu gehen? Naja, ich glaube nicht wirklich!

Nur mein Bester grinste triumphierend vor sich hin, niemals einen Zahltag übersehend und schon gar nicht rücksichtnehmend auf mich. Fragt mich nicht, wie er es geschafft hat, aber bestimmt bei jeder zweiten oder dritten Drehung des Rades kam er wieder genau auf Zahltag und raffte seine doppelt ausgezahlten Scheinchen an sich. *grrrr*

Hatte ich schon mal von dem Spielverhalten meines Besten und mir erzählt?

Muss ich jetzt einfach kurz einflechten, weil's so gut zum Thema passt! Mein Bester und ich haben das Miteinanderspielen erst mühsam lernen müssen! Ganz ehrlich, ich gestehe es, wir können beide nicht verlieren. Konnten wir noch nie und ob Ihr es glaubt oder nicht, ein Spieleabend kurz vor unserer Hochzeit hätte fast zur Absage derselbigen geführt.

Der Hauskreis in den ich damals ging, hatte unser Spielunvermögen mitbekommen und in dem Bestreben, uns etwas "Gutes" zu tun, schenkten sie uns ein Spiel aus einer christlichen Buchhandlung. Verzeiht mir, sollten die Urheber, Erfinder oder was auch immer dieser Gattung Spiele hier zufällig mitlesen ... meinem Besten und mir hat es sich leider nicht erschlossen, die positiven Eigenarten dieses Spieles zu ergreifen, geschweige denn umzusetzen. Und auch meinem Hauskreis machen wir keinerlei Vorwürfe, ich glaube, sie kannten das Spiel auch nicht, und hatten sich nur von der "kooperativen Verpackung" täuschen lassen!

Das ganze nannte sich eben so: "Ein kooperatives Spiel über die ersten Christen"! Das war sozusagen der Untertitel, der Titel selbst war: "Unterwegs mit Paulus". Hört sich doch erstmal gar nicht so schlecht an, nicht wahr?

Wohoooo, Ihr Lieben, ich kann mich nicht erinnern, ob wir uns jemals mehr gestritten haben als bei diesem Spiel!!! Wahrscheinlich waren wir zwei nur nicht in der Lage, die tiefgeistliche Dimension dieses Spieles zu ergreifen - zum damaligen Zeitpunkt - aber ich konnte es einfach nicht verwinden, dass mein Bester ständig als Apostel sämtliche Orte für sich einnahm und missionierte, während es mir vorbehalten blieb, den Märtyrertod zu sterben!!! Ist doch aber auch frustrierend ... *grummelbrummel*

Na und überhaupt, mein Bester hat einfach so ein Händchen fürs Spielen. Ich habe wirklich nur in wenigen Spielen - in der Regel müssen das Glücksspiele sein, damit ich auch mal Glück habe - die Möglichkeit, zu gewinnen. Strategiespiele? Unmöglich! Nur bei meinem großen Bruder kam er an seine Grenzen. Ich erinnere mich nur zu gut an ein Wochenende - noch bevor wir Kinder hatten - an dem mein großer Bruder und seine Frau uns besuchten! Wohlwissend, dass sowohl wir zwei und auch meine Schwägerin und mein Bruder nicht gerne verlieren, wagten wir es doch, zusammen Malefiz zu spielen! Kennt Ihr diesen Spielklassiker? Bei dem man so weiße Spielsteinchen hat, die man den anderen immer wieder vor die Nase setzt?





Achja, unsere frühen Jahre, bin ich versucht zu sagen! Doch, doch, Ihr Lieben, wir haben es gelernt zu spielen. Wir sind älter und weiser geworden, aber ganz bestimmt! Jahrelanges Training in unseren Urlaubszeiten, zu denen - seit wir Kinder haben - immer meine Eltern mitkamen, haben uns bei nächtelangen Rommé-Wettkämpfen gelehrt, mit dem Verlieren umzugehen. Mein Bester und mein Vater waren starke Gegner, da mussten meine Mutter und ich so manche Herausforderung meistern. Aber das Schöne war und ist immer gewesen, uns trägt eine Liebe zueinander, die das auch aushalten kann.

Mittlerweile kreigen wir das mit dem Spielen - meistens - ganz gut hin!

Zurück zum Spiel des Lebens. Mich überkam beim Spielen so der Gedanke, dass es doch oft so scheint im Leben. Man hat das Gefühl, die anderen ziehen an einem vorbei und man schafft es einfach nicht, den Anschluss zu finden. Alle wirken so erfolgreich und scheinen alles im Griff zu haben. Und man selbst dreht höchstens mal eine Drei und müht und ackert sich über die einzelnen Felder des Lebens. 

Interessanterweise, ist mir dabei dann aufgefallen, je mehr ich vertieft darauf geschaut habe, wo die anderen sind, welche Felder sie treffen, wie groß ihr Geldhaufen ist und wie schnell sie vorankommen, desto häufiger habe ich vor lauter auf sie schauen meine eigenen "Zahltage" übersehen. Ich war ständig auf die anderen fixiert, anstatt auf das zu achten, was ich hatte oder wann ich dran war. 

Letztes Wochenende hatten wir Leiterschaftsschulung in unserer Gemeinde und das Thema war unter anderem, um es mit kurzen Worten zu sagen: Martha und Maria. Ihr Bibelkundigen kennt die Gechichte aus der Bibel, in der Martha Jesus herausfordern will, ihre augenscheinlich faule Schwester aufzufordern, ihr - der fleißig ackernden Martha - zu helfen. Jesus hat sie da - in absoluter Liebe - darauf hingewiesen, dass es nicht um das ackern geht, sondern darum, zuerst zu Ihm zu kommen und von Ihm zu hören. Martha sollte also auch nicht auf Maria schauen und darüber lammentieren, dass es ihr viel schlechter als ihr ging, weil sie nicht die "Freiheit" hatte, nichts zu tun. Sondern sie sollte auf Ihn schauen und darauf, was Er für sie parat hatte. Nachzulesen in Lukas 10,38 ff.

Manchmal sind wir so damit beschäftigt, die anderen um uns herum zu beobachten und aufzupassen, ob uns jemand einen Schritt voraus ist. Ob sie besser "dastehen" und angesehener sind als wir, dass wir ganz vergessen, auf das Gute in unserem Leben zu achten. Das gibt dann so einen ungesunden Kreislauf. Wenn wir nicht mehr dankbar sind, für das, was wir haben, für das Wunderbare, das Gott in uns hineingelegt und für uns vorbereitet hat, dann werden wir immer leichter in der Gefahr stehen, verbissen nur noch unsere Runden zu drehen und mit verkniffenen Mundwinkeln missbilligend auf unsere "Gegner" zu achten. Da will ich doch lieber das Gute wählen wie Maria und mich zu den Füßen Jesu niederlassen, um auf Ihn zu hören. 

Tja und weil ich ja lernfähig bin, ließ ich mich bei meinen einsamen Runden dann plötzlich gar nicht mehr stören. Ich freute mich mit meinem Jüngsten, der fleißig voranzog und sich von seinem Bruder und Vater nicht abhängen ließ und immer gerade so den Anschluß hielt. Ich ließ mein kleines Häufchen Geld Geld sein und durfte, nachdem die anderen drei alle laut jubelnd die Ziellinie überfahren hatten einige Male an der Scheibe drehen, bis ich es denn doch noch endlich ins Ziel schaffte!

Und dann geschah eigentlich das Unglaubliche! *ggg* Während mein Vierter und mein Bester ehrgeizig und zielstrebig bei jeder großen Zahl jubelten und johlten und sich des Sieges immer gewisser wurden, machte sich mein langsames Vorwärtskommen bezahlt. Ohne es zu realisieren hatte ich, durch mein häufiges Anhalten, ein ganz ansehnliches Häufchen "Lebensstil-Kärtchen" angesammelt. Und die darf man doch erst am Ende ansehen. Und was soll ich sagen? Diese kleinen unscheinbaren Kärtchen katapultierten mich doch tatsächlich an den zweiten Platz hinter meinem Jüngsten als Ersten!!! Mein Bester und Vierter mussten sich plötzlich mit den Plätzen Drei und Vier begnügen.



Womit sich auch mal wieder eine biblische Wahrheit bewiesen hätte, siehe Lukas 13,30:

"Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein."

Unbemerkt von mir, hatte sich mein kleines Schätzlein angesammelt und dieses "Bild" will ich mir auch für mein Leben immer mehr zu Herzen nehmen. Ich will, um es mit einem weiteren Wort der Bibel zu sagen, meinen Schatz im Himmel sammeln und nicht auf die Schätze der anderen achten. Und mir vor allem entspannt die Zeit nehmen, zu den Füßen meines Herrn zu sitzen, um auf Ihn zu hören!

Soviel mal für heute, seid, während Ihr Eure Runden zieht, gesegnet von dem Einen, der Euer Leben überhaupt erst ins Spiel gebracht hat!

Ich hab Euch lieb und Jesus auch!
Eure Mommy