gänseblümchen / pixelio.de |
Ja hallihallo ... es gibt uns tatsächlich noch. Auch wenn das letzte Jahr
rasend schnell vergangen ist und ich mal wieder erst in der Advents- bzw.
Weihnachtszeit dazu komme, hier etwas zu schreiben. Vielleicht sollte ich den
Blog umbenennen in Mommys Christmas thoughts!
Habt Ihr es denn überhaupt schon gemerkt, dass Advent ist und Weihnachten
vor der Tür steht? Wer auch immer jetzt nein gesagt hat ... hahahaaa, außer Du
kannst nachweisen, dass Dein Wohnort gerade nicht in, sagen wir mal,
Mitteleuropa liegt.
Ja, es ist Advent und wie leicht würde es mir fallen, in diesen
"Adventsjammer" mit einzustimmen und Euch von meinem Stress erzählen
und meinen Aufgaben und dass mir noch so viele Geschenke fehlen und diese
ganzen Weihnachtsfeiern überhaupt und so weiter und so fort.
Will ich aber nicht!
Nicht, weil wir uns als Eremiten auf eine einsame Insel zurückgezogen
hätten, sondern einfach, weil ich es eben nicht will. Ich will mich nicht so
stressen lassen und diese Wochen der Adventszeit in einem Zustand der
Verzweiflung, Überforderung und Ruhelosigkeit befinden. Und das erfordert
Gegenmaßnahmen, ohne einfach alles hinzuschmeißen.
Nachdem mich in letzter Zeit verschiedene Personen daraufhin angesprochen
haben, dachte ich, es würde doch eigentlich auch gut in diesen kleinen Blog
hier passen, mal wieder unsere "Adventszeit-Tradition" zu erwähnen.
Erinnert Ihr Euch, dass wir als Familie im Advent immer versuchen, in
diesen Wochen den Fernseher auszulassen und stattdessen Zeit ganz gezielt
miteinander zu verbringen? Habe ich von unserem Adventskalender erzählt, einer
Schnur mit 24 Säckchen, die mit jeweils fünf Süßigkeiten gefüllt werden für
unsere fünf Jungs? Und dass wir im Advent immer abends zum
"Säckchen-Singen" zusammenkommen und das möglichst alle?
O ja, davon hatte ich schon erzählt und ja, ich habe auch gerade Euer
Lachen gehört! Echt jetzt, sagt Ihr? Säckchen-Singen? Wobei die Betonung auf
Säckchen liegt? Lacht Ihr nur, dieser Begriff stammt noch aus einer Zeit,
vermute es muss kurz nach der Sintflut gewesen sein, als ich und meine
Geschwister diesen Begriff prägten, einer Zeit, in der man das Wort Säckchen
noch einfach in den Mund nehmen konnte, ohne dass es irgendetwas anstößiges zu
bedeuten hatte. Ja, diese Zeit gab es einmal, da wurden nämlich andere besagte
und belachte "Säckchen" noch nicht ständig in der Öffentlichkeit
benannt. Da waren das eben einfach kleine Säcke, ohne irgendeine Verbindung zu
einem Körperteil. Vielleicht übertreibe ich aber auch an dieser Stelle und mein
testosterongeschwängertes Umfeld hat mich über's Ziel hinausschießen lassen?
Wer weiß das schon? Lassen wir das Thema. ... Advent!
Was soll ich sagen, völlig überraschend hat dieses Jahr am 1. Advent die
Adventszeit begonnen. Traf uns - wie so oft - völlig unvorbereitet, so
dass wir froh waren, dass unsere beiden Jüngsten, nunmehr 12 und 15 Jahre alt,
wieder voller Begeisterung unseren Adventsschmuck vom Dachboden holten und
großflächig in der Wohnung verteilten.
Auf einer Social Media Plattform habe ich den folgenden Spruch gelesen:
Advent ist, wenn man das alte Gerümpel vom Dachboden holt und gleichmäßig in
der Wohnung verteilt.
Da musste ich lachen, denn tatsächlich hat mich das auch an unseren
Adventsschmuck erinnert, der doch deutlich in die Jahre gekommen ist. Alte lieb
gewonnene Basteleien, die kaum noch zusammenhalten und als solche zu erkennen
sind - wie Weihnachtsmänner ohne Wattebart, Sternengehänge im Ungleichgewicht,
da einige fehlen, Glitzersterne mit nur noch wenigen vereinzelten
Glitzerpünktchen etc. - wurden genauso wiederverwendet, wie Lichterketten, die
einfach nicht mehr leuchten wollen. Aber was soll's, wenn es in meinem Jüngsten
ein beglücktes Seufzen auslöst und er mit glänzenden Augen, die nicht mehr ganz
so glanzvolle Pracht betrachtet? Dann nur her mit dem alten Gerümpel, das ist
es mir allemal wert!
Letztes Jahr war es das erste Mal, dass unsere Großen brummelten und
diese ganze Adventsgeschichte verweigern wollten. Mein Bester und ich haben
dann darüber nachgedacht, ob es "Sinn machen würde", sie dazu zu
zwingen?
So richtig sinnvoll fanden wir es nicht, aber sie einfach von hinnen nach
dannen ziehen zu lassen, zumal sie alle noch unter unserem Dache weilen, das
wollten wir dann auch nicht. Also haben wir uns mit den drei Großen
zusammengesetzt und mit ihnen darüber gesprochen. Wir haben sie daran erinnert,
wie sehr sie diese Zeit im Jahr geliebt haben, als sie noch jünger waren, und
wie wichtig es ihnen war, dass die ganze Familie dabei zusammen war. Und wir
haben sie gebeten, wenn schon nicht für sich selbst, doch aus Liebe zu ihren
jüngeren Brüdern und als Zeichen, unsere Familienwerte zu respektieren, daran
teilzunehmen, wenn sie im Hause sind. Natürlich, wenn sie ihre Termine und
Treffen hatten, haben wir nicht darauf bestanden und der eine oder andere hatte
dann doch ab und zu mal gefehlt, weil es einfach zeitlich bei sieben
engagierten Personen schwierig ist, alle zusammen zu bekommen. Aber im Großen
und Ganzen waren sie dann doch meistens dabei.
Aber aufgrund dieser vorjährigen Diskussion war ich gespannt, wie sie
dieses Jahr damit umgehen würden. Und tatataaa, meine Jungs haben mich echt
überrascht und mich fast zum Heulen gebracht, wenn ich denn der Typ zu
schnellem Heulen wäre.
Am 1. Dezember haben wir gar nicht groß darüber gesprochen, dass ja nun
unsere "Säckchen-Sing-Zeit" beginnen würde, wir haben nur erwähnt,
dass um 18 Uhr Treffpunkt sei.
Der Kleine wuselte voller Begeisterung über unseren (ich gebe es gerne
und ehrlich zu: kläglichen) Adventskranz herum und sprang sofort los, um seine
großen Brüder aus dem ersten Stock zu holen, in dem sich der liebevoll
"Jungen-WG" genannte Teil unseres Hauses befindet.
Wie sehr staunten wir, als dann tatsächlich alle fünf Jungs nach unten
kamen und sich einer nach dem anderen ohne Beschwerde auf das Sofa und die
Sessel fallen ließ. Und noch größere Augen machten wir, als dann tatsächlich
eine heiße Diskussion entbrannte.
Und zwar begannen sie, darüber zu diskutieren, wer denn nun in diesem
Jahr den Anfang machen würde. "Den Anfang machen" heißt, einer von
Fünfen "darf" die Kerzen am Adventskranz anzünden, das erste Lied
aussuchen, die erste - wenn im Adventskalender-Geschichten-Buch vorhanden -
Bastelei vornehmen und das erste Säckchen zum Öffnen auswählen. Danach geht es
dann immer reihum.
Ich saß völlig geplättet zwischen meinen "Männern" und lauschte
mit offenem Mund, wie sich Nummer 3 und 4 darüber stritten, dass sie noch NIE
die Ersten gewesen wären und doch bestimmt dieses Jahr auch mal dran wären. Der
Jüngste jammerte, dass er doch aber wolle und er doch nun mal der Jüngste wäre
und als der Älteste meinte, ihm wäre es egal, Hauptsache er wäre als Vierter
dran, musste ich dann doch richtig lachen. Denn vor Jahren hatte er mal
ausgerechnet, dass er, wenn er am vierten Tag das erste Mal dran wäre, auf
jeden Fall am Heiligen Abend auch dran wäre!
Es hat mich echt zu Tränen gerührt, diese Selbstverständlichkeit, mit der
sie dieses Jahr an diesem uns immer noch so wichtigen "Ritual" dabei
sein wollten. Und ja, es ist ein Ritual oder besser gesagt, eine Tradition,
aber es gehört zu unserer Familiengeschichte halt einfach dazu und ich genieße
es jedes Jahr neu. Irgendwie schaffen wir so eine Art von
"Zusammenkommen" wirklich immer nur in der Adventszeit in diesem
regelmäßigen Selbstverständnis.
Und bitte, nur damit hier keine falschen Bilder entstehen in Euren
Köpfen. Dieses "Säckchen-Singen" hat sicher immer etwas mit Advent zu
tun und was es für uns bedeutet, dass wir die Ankunft unseres Heilandes Jesus
feiern, aber wir haben in der Zwischenzeit auch gemerkt, dass aufgesetzte
"besinnliche Feierlichkeit" nicht unsere authentische Ausdrucksform
ist. Wir singen zwar immer gerne aus unserem mittlerweile in Einzelteile
zerfallendem Weihnachtsliederbuch oder auch Lieder von Liedblättern, die unsere
Großen mal bei einem vor 'zig Jahren stattgefundenem Krippenspiel erhalten
haben, aber die Singerei ist auch manchmal einfach nur lustig und sorgt
bisweilen für Heiterkeit.
Wenn unser Zweiter sich z. B. immer wieder dasselbe Lied wünscht, das von
einem Stern in der Weihnachtsnacht handelt *1, einfach aus dem Grund, weil er
sich vor Lachen bekringelt zwischen Vers 3 und 4, da es im letzten Satz von
Vers 3 heißt: "wir bleiben hier", um dann im ersten Satz von Vers 4
mit "kehrn wir zurück" weiterzugehen. Da muss dann auch ich in der
Zwischenzeit immer kichern an besagter Stelle. Oder wenn ich, als amtlich
festgelegte Vorsängerin, bei einem der Lieder grundsätzlich zu tief anfange und
an der tiefsten Stelle man eigentlich nur noch ein Vibrieren spürt, weil das
tiefe Gebrumme der anwesenden Männlichkeiten im nicht mehr hörbaren Bereich
stattfindet, dann sorgt auch das immer wieder für Heiterkeit. Genauso wie wenn
der ehrbare Vater der Meute nicht müde wird, immer wieder den Wunsch zu äußern:
"Morgen Kinder wird's was geben" *2 zu singen, wo wir doch
dieses Lied "traditionell" immer nur ein einziges Mal in der
Adventszeit singen, nämlich am 23.12. Alles seeeeehr besinnlich und würdevoll!
Aber damit noch nicht genug ... allgemeine Belustigung kommt nämlich auch
dann auf, wenn ich beim Kauf der Adventszeit-Lektüre einen Griff in das
"..." vollbracht habe und wir alle nur mit den Augen rollen über den
Sinn bzw. Unsinn der Geschichte und anfangen, darüber zu diskutieren, was der
Autor damit wohl hätte zum Ausdruck bringen wollen, wenn überhaupt!
Alles in allem habe ich mich mittlerweile daran gewöhnt ... nein,
eigentlich liebe ich es in der Zwischenzeit sogar ... dass es bei unserer
Adventszeit-Besinnlichkeit eher fröhlich und manchmal sogar turbulent zugeht,
wenn z. B. die Süßigkeiten einfach in die Runde geworfen werden und hin und her
danach gegrapscht bzw. weitergeworfen wird. Und doch, es ist einfach herrlich,
so zusammen sein zu können und die Zeit miteinander zu genießen.
An diesem ersten Adventsabend dieses Jahr konnte ich es dann tatsächlich
kaum glauben, als mir bewusstwurde, dass wir alle sieben mindestens zwei
Stunden zusammen saßen, miteinander gesungen, geredet und vor allem viel
gelacht haben. Als ich das realisierte, war es eben jener Moment, der mir vor
Rührung den Hals hat eng werden lassen und ich plötzlich verstummt und meine
"Mannen" einfach nur noch verliebt der Reihe nach angesehen habe. So
könnte ich es ewig aushalten!
Eine liebe Freundin meinte vor kurzem, sie bewundere, dass wir das
geschafft hätten, unsere Jungs auch jetzt in diesem erwachsenen Alter noch dazu
zu bringen, an dieser Advents-Tradition teilzunehmen.
Ich muss mich dann verlegen am Kopf kratzen, denn ganz ehrlich, ich weiß
nicht, ob WIR da irgendwas geschafft haben. Ob es an unseren 'besonders
pflegeleichten' Jungs liegt? An uns? An den Umständen? An Gott? Ganz bestimmt
an Gott! Aber generell haben wir wohl auch Anteil daran, haben wir doch von Ihm
den Auftrag, unsere Jungs zu erziehen, erst erhalten. Aber ganz ehrlich? Ich
kann es nicht so wirklich erklären. Ich kann nicht mit Fakten belegen, was wir
denn im Hinblick darauf 'richtig' gemacht hätten.
Eines, was meinem Mann und mir aber schon sehr bald bewusstgeworden ist,
und vielleicht liegt hier auch unser 'Geheimnis', ist, dass wir uns schon sehr
früh in unserer Ehe gemeinsam darüber Gedanken gemacht haben, was wir als
Familie für Werte haben bzw. haben wollen. Werte, die unser Fundament sind, wie
der gemeinsame Glaube an unseren Gott und wie wir diesen leben wollen. Aber
auch Werte, die ganz einfach unseren Alltag ausmachen. Wir haben sehr früh
begonnen, eine uns ganz eigene Familienkultur zu entwickeln, nicht immer fanden
das unsere 'Herkunftsfamilien' nachvollziehbar, aber es war uns wichtig, hier
unseren eigenen Weg zu finden. Und vor allem, ganz wichtig war für uns auch
immer, dass wir ständig darum gerungen haben, diese Werte gemeinsam zu
entwickeln, dass wir als Ehepaar zusammen an einem Strang ziehen und Einheit
haben, in dem was, wir uns wünschen und was wir tun.
Und für diese Werte galt und gilt es noch immer, durchaus auch dafür zu
kämpfen, daran festzuhalten, sie sich nicht nehmen zu lassen, auch nicht durch
die Pubertät hindurch. Wenn wir dabei liebevoll bleiben, nicht einfach lieblich
lächelnd alles mit uns machen lassen, sondern in Liebe ganz klare Grenzen
setzen und diese auch einhalten, unseren Kindern damit einen sicheren Rahmen
bieten, dann ist es meiner Meinung nach auch möglich, diese Werte einzuhalten
und darauf aufzubauen. Und was für ein Segen, wenn diese Werte auch noch durch
den Freundeskreis oder die Gemeinde unterstützt werden, unsere Kinder die
gleichen, uns wichtigen Inputs von Outside bekommen sozusagen.
Mein Bester und ich haben uns als Eltern auch immer darum bemüht, unsere
Regeln nicht nur zu 'lehren', sondern auch zu 'leben', also authentisch zu
sein. Wenn ich so darüber nachdenke ... ich glaube, das ist auch ein ganz
wichtiger Punkt in unserem Elternsein. Wir haben nicht von unseren Kindern
eingefordert, was wir selbst nicht zu halten bereit waren. Ob es sich dabei um
ganz praktische Dinge wie Ausdrucksweise und -ton handelte oder wie wir z. B.
ganz persönlich mit unseren eigenen 'Schwächen' umgehen. Es war und ist uns
immer wichtig, zu Hause eine Atmosphäre der Offenheit, Liebe, Annahme und
Ermutigung zu schaffen, auch wenn wir dabei durchaus auch einmal kritisch sein
müssen. Gesunde Kritik ist an sich ja auch gar nichts Negatives und bedeutet
auf gar keinen Fall Lieblosigkeit, im Gegenteil, weil meine Kinder mir wichtig
sind, bin ich bereit, mich als Mutter auch durchaus mal unbeliebt zu machen bei
ihnen. Aber niemals will ich dabei lieblos oder gar demoralisierend sein. Und
doch passierte uns auch das, wie gut, dass wir als Christen erlebt haben, was
Vergebung heißt und auch gelernt haben, um Verzeihung zu bitten und uns von
unseren Kindern vergeben zu lassen.
So viel mal ... bin ein bisschen abgeschweift, tut mir leid! Ich werde
mal aufhören an dieser Stelle, denn bald ist es wieder Zeit für unser heutiges
'Säckchen-Singen'.
Ich wünsche Euch und Euren Lieben von Herzen eine wundervolle und
gesegnete Adventszeit! Viele besinnlich-lustige Momente und vor allem herrliche
Gemeinschaft mit Euren Familien - immer mit dem Blick darauf, was das
Wichtigste ist in all dem, was für Euch und uns Adventszeit-Kultur bedeutet,
nämlich, dass Jesus, unser Heiland, als Mensch zur Erde kam, um uns
freizusetzen!
Ich hab Euch lieb und Jesus auch!
Eure Mommy
Quellenangabe:
*1: Auszug aus dem Lied
"Stern über Bethlehem", ein geistliches Weihnachtslied von Alfred
Hans Zoller, 1964 geschrieben.
*2 "Morgen,
Kinder, wird's was geben", geistliches Weihnachtslied von Karl
Friedrich Splittegarb, 1795.
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